Opferberatung ezra registriert Todesopfer rechtsmotivierter Gewalt in Thüringen: Mario K. wurde im Februar 2020 in Altenburg aus homofeindlichen Gründen brutal ermordet

Am 12. Februar 2020 wurde der 52-jährige Mario K. in seiner Wohnung im Südosten der Ostthüringer Stadt Altenburg brutal ermordet. Er wurde von zwei jungen Männern mit einem Messer angegriffen und mit Schlägen und Tritten gegen Oberkörper und Kopf traktiert. Erst am 23. Februar wurde der Leichnam am Tatort aufgefunden. Die Ermittlungen der Polizei ergaben zwei Tatverdächtige, die noch in derselben Nacht festgenommen wurden. Die Staatsanwaltschaft Gera wirft den 19- und 23-jährigen Angeklagten Mord vor. Nach dem zweiten Verhandlungstag am Landgericht Gera erklärt Franz Zobel, Projektkoordinator von ezra: „Die Auswahl des Opfers, mehrere Hinweise auf eine rechte Einstellung der Täter und die Art der Tatbegehung sprechen ganz klar für ein rechtes Tatmotiv.“

Als Grund für die brutale Tat gaben die Angeklagten an, Mario K. einen Denkzettel verpassen zu wollen, weil er ihnen kurz vor der Tat Geld für sexuelle Handlungen angeboten haben soll. Zudem wurde dem Todesopfer im laufenden Prozess von den mutmaßlichen Tätern mehrmals Pädophilie unterstellt. „Diese Zuschreibungen gegenüber vermeintlich oder tatsächlich homosexuellen Menschen und die damit einhergehende Legitimierung von Selbstjustiz ist ein verbreitetes Narrativ der extremen Rechten. Deswegen gehen wir von einem homofeindlichen Tatmotiv aus. Auch Aspekte von Sozialdarwinismus kommen für uns in Betracht“, führt Zobel weiter aus.

Als fachspezifische Opferberatungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt bietet ezra Angehörigen und Zeug*innen Beratung an. „Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Angehörigen und Freund*innen des Opfers und bieten unsere Unterstützung an“, macht der ezra-Projektkoordinator abschließend deutlich.

ezra arbeitet in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Am 14. April wird die Opferberatungsstelle die Ergebnisse des unabhängigen Monitorings rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen für das Jahr 2020 vorstellen. Seit zehn Jahren unterstützt die Beratungsstelle Menschen, die angegriffen werden, weil Täter*innen sie einer von ihnen abgelehnten Personengruppe zuordnen. Finanziert wird die Opferberatungsstelle über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „DenkBunt“.